Was hat putzen mit Karma Yoga zu tun?
Yoga jenseits von Asana
Vor 8 Jahren habe ich meine spirituelle Lehrerin Ammaji, Swamini Pramananda ‚gefunden‘. Ich war auf Indienreise – und auf der Suche nach einer Reise in mehr Tiefe im Yoga, jenseits von Asana. Damals hatte ich seit 12 Jahren Yoga praktiziert und seit 5 Jahren unterrichtet – und wünschte mir ‚mehr‘.
Die Begegnung mit Ammaji im Himalaya war lebensverändernd. Nachdem ich Indien wieder verlassen hatte, begann Ammaji mich und 2 Freundinnen ein Jahr lang jede Woche per Skype in der Lehre von Advaita Vedanta zu unterrichten. Im Anschluss daran begann ein jährliches Studieren auf Retreats und Teacher Trainings in Indien, Spanien, den Niederlanden und Deutschland.
Mittlerweile treffe ich mich wöchentlich in einer ‚Gita Study Group‘, zum studieren & diskutieren der Themen der Bhagavad Gita & Advaita Vedanta.
Später werde ich einmal den Rahmen erklären, in dem sich das Gedicht der Bhagavad Gita abspielt – heute jedoch starten wir erst einmal mit einem Thema aus dem dritten Kapitel ebendieser: dem Karma Yoga.
Karma Yoga ist neben Jñāna Yoga, Bhakti Yoga und Raja Yoga der Yoga, in dem man eben KEIN Asana praktiziert. In den verschiedenen Stilen des Hatha Yoga hingegen üben wir auch Körperhaltungen/Asana.
Karma Yoga gilt dabei als Vorbereitung für Jñāna Yoga, mit dem Ziel ultimativ die spirituelle Freiheit, Moksha, zu erreichen. Daher gibt Krishna in der Geschichte der Gita die Anweisung an Arjuna, Karma Yoga zu praktizieren, um seinen Geist zu reinigen, Wissen zu erlangen, und ultimativ dann damit auch Freiheit zu erreichen.
Die Essenz der Gita ist in Kürze: handle, reinige, erreiche Wissen und sei somit frei! Dabei ist es so, dass im Kern jedes Yoga unter Karma Yoga fällt, ausser eben Jñāna Yoga. D.h. also z.B. Ashtanga Yoga (nach Patanjali), Japa oder Meditation, ist aus der vedischen Sicht alles eine Praxis von Karma Yoga.
Karma ist die Vorbereitung, wie die Grundschule, und Jñāna Yoga dann die darauf aufbauende Praxis (wie das Gymnasium), um Moksha zu erreichen, Freiheit.
Und nun: was bedeutet Karma Yoga denn eigentlich?
Oft wird Karma Yoga verwendet wenn man meint dass jemand mit Boden schrubben, Müll wegbringen oder sonstigen Hilfsarbeiten beauftragt wird. Nur dies trifft die Essenz der Bedeutung natürlich nicht wirklich. Denn das wichtigste am Karma Yoga ist die innere Haltung hinter der Aktion! Es ist tatsächlich beinahe egal was ich mache – wenn dabei die richtige innere Haltung dahinter steht, kann wirklich ALLES Karma Yoga sein. Karma bedeutet die geeignete Aktion, Yoga die geeignete Haltung. Die richtige Aktion mit der richtigen Haltung ausgeführt ist also Karma Yoga.
Was bedeutet das denn nun?
Die richtige Aktion ist dabei unter dem Gesichtspunkt der Gunas (Qualitäten) zu betrachen: sattvisch, rajasisch oder tamasisch. Eine sattvische Aktion unterstützt spirituelles Wachstum, eine rajasische Aktion ist eher auf weltliche Ziele ausgerichtet, die tamasische Aktion hingegen führt uns eher von der Spiritualität weg!
Krishna erklärt Arjuna, seinem Schüler, in der Gita, dass ein Karma Yogi eine Person ist, die mehr als alles andere sattvisch handelt.
Die richtige Haltung hingegen ist es, Gleichmut gegenüber dem zu bewahren was ich nicht ändern kann. Im Yoga nennt man das auch samatvam. Dazu beschreibt Krishna 2 Methoden: Ishvarapana-buddhi, jede Tat als eine sprichwörtliche Hin-Gabe auszuführen. Und Prasada-buddhi, was bedeutet alle Erfahrungen im Leben als ein Geschenk anzunehmen. Indem wir also jede Tat die wir ausführen (und das bedeutet sogar die Aktionen die wir eigentlich nicht so gerne machen) als ein Geschenk ausführen. Und alles was uns widerfährt (auch wenn es manchmal scheinbar nicht ‚gerecht’ ist – z.B. weil ‚altes‘ Karma gereift ist) als ein Geschenk annehmen, lernen wir somit Gleichmut, samatvam.
Die sattische Tat mit gleichmütigem Geist ist es also, die den Karma Yogi ausmacht. Egal ob ich dabei putze, den Müll rausbringe oder (… beliebiges hier einfügen)
OM TAT SAT
♥ Big Yoga Love, Helga